Die gefahrenabwehrenden Maßnahmen konzentrierten sich auf die radikal islamistische Szene in Göttingen. Neben den 11 betroffenen Objekten im Stadtgebiet Göttingen stand ein weiteres im Bereich Nordhessen im Mittelpunkt der Durchsuchungen.

„Die Erkenntnislage im Vorfeld des Einsatzes zu einem möglicherweise konkret bevorstehenden terroristischen Anschlag hat sich mit Blick auf die radikal-islamistische Szene Göttingen in den letzten Tagen soweit verdichtet, dass wir uns auf Basis der Abstimmung mit dem Landeskriminalamt Niedersachsen und dem Innenministerium dazu entschlossen haben, sehr schnell gegen die Gefährder und das engste Umfeld vorzugehen. Wir hatten dabei in meiner Bewertung keinerlei Ermessen. Wir sind unter Ausnutzung der uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Instrumente konsequent vorgegangen“, sagte Lührig. Die beiden in Gewahrsam genommenen Gefährder hätten konkret einen Anschlag vorbereitet und hätten diesen jederzeit ausführen können. Die Anschlagspläne seien allerdings nicht ausschließlich auf Göttingen bezogen gewesen. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem mehrere umgebaute Waffen mit scharfer Munition und eine ISIS-Flagge sichergestellt.

Bei den beiden als Gefährder eingestuften Männer handelt es sich um einen 27-jährigen algerischen Staatsangehörigen sowie einen 23-jährigen Nigerianer. Beide Männer leben mit ihren Familien in Göttingen. Sie sind seit einem längeren Zeitraum Bestandteil der salafistischen Szene in Göttingen. Bei beiden Männern handelt es sich nicht um Asylbewerber, beide wurden in der Bundesrepublik geboren, verfügen aber nicht über die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Vorbereitung und Durchführung des polizeilichen Einsatzes mit einem Kräfteansatz von bis zu 450 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten stand unter der Leitung des Vizepräsidenten der Polizeidirektion Göttingen, Bernd Wiesendorf. Insgesamt waren Einsatzkräfte der Polizeidirektion Göttingen, des Landeskriminalamtes Niedersachsen mit dem Spezialeinsatzkommando sowie der Bereitschaftspolizei Niedersachsen eingebunden.

„Das ist ein sehr wichtiger Schlag gegen die Szene“, so Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, „und ich bin froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Die erfolgreiche Aktion zeigt einmal mehr, die Entschlossenheit der Sicherheitsbehörden im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus in Niedersachsen. Wir sind gut aufgestellt und bestens vorbereitet. Trotzdem wird uns der Kampf gegen diese dynamische Bewegung weiterhin viel abverlangen. Wir werden weiterhin an klugen und entschlossene Maßnahmen arbeiten, um dem Terror das Wasser abzugraben und unseren Staat und seine Menschen zu schützen“, so der Minister. Pistorius wolle zudem die Möglichkeit einer möglichst schnellen Abschiebung prüfen lassen.
Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, erklärte: „„Die Sicherheitsbehörden haben gute Arbeit geleistet und möglicherweise einen Anschlag verhindert. Das entschlossene Handeln der Polizei macht klar, dass es hier null Toleranz für gewaltbereite Islamisten und Rechtsextremisten gibt. Ich danke allen Kräften, die an diesem erfolgreichen Einsatz beteiligt waren.“